Der 1. Mai 2022 im Ruhrgebiet

Duisburg

1. Mai Zusammenkunft

Mit euch möchten wir den Internationalen Arbeiter*innen-Kampftag in Duisburg begehen. Wir öffnen ab 10 Uhr das Syntopia (Gerokstr. 2, 47053 Duisburg, Haltestelle Pauluskirche) und laden ein zu:

  • Revolutionäres Frühstück
  • Büchertisch, Infomaterial und mehr.
  • Informieren und Kennenlernen

Wer möchte kann gegen 14 Uhr mit uns vom Syntopia aus nach Dortmund zur anarchistischen 1. Mai Demo fahren (Ihr könnt auch direkt zum Zugtreffpunkt um 14:30 Uhr auf Gleis 12 im HBF Duisburg kommen).

Wir hoffen auf gutes Wetter, so dass wir auch den Platz vor dem Syntopia nutzen können. Im Laden gilt 2G und Maskenpflicht (Ausnahme zum Essen und Trinken).

Nachdem wir uns in letzter Zeit pandemiebedingt nur selten sehen konnten, freuen wir uns umso mehr darauf, wieder viele FAU Mitglieder, Freund*innen und Interessierte zu treffen!

Dortmund

Wir tragen dieses Jahr die anarchistische 1. Mai Demonstration in Dortmund mit. Wir organisieren einen eigenen Block der Freien Arbeiter* innen Union zu dem wir euch einladen möchten, sich anzuschließen.

Der Aufruf zur Demonstration

Du stehst morgens auf, machst Frühstück für die Kinder, fährst dann zur Arbeit. Wenn du abends müde nach Hause kommst, hast du ein Stück der Welt gebaut, in der wir leben. Wie Millionen andere Menschen auch, die dafür sorgen, dass es Häuser, etwas zu Essen, Möbel, Kulturveranstaltungen – einfach Alles – gibt. Du und ich, wir bauen jeden Tag diese Welt.

Um so hilfloser lässt es uns zurück, wenn wir ansehen müssen, wie die Welt von den Herrschenden von einer Krise in die nächste gesteuert wird. Den kapitalistischen Prinzipien von Anhäufung und rücksichtsloser Konkurrenz folgend, navigieren Regierungen und Konzerne uns in Kriege, Pandemien und Finanzkrisen.

Als Anarchist*innen wollen wir aus dem Teufelskreis des Kapitalismus ausbrechen. Wir wollen demokratische Selbstverwaltung statt Herrschaft, Schutz und Gerechtigkeit statt Krieg. Wir wollen ökologische Wirtschaftsmodelle aufbauen und die Unterdrückung von Frauen und LGBTQ+ beenden; und zwar nicht weil das alles so schön klingt, sondern weil wir wissen: Für ein menschenwürdiges Zusammenleben auf diesem Planeten, ist das die einzige mögliche Alternative!

Es sind wir – die Arbeiter*innen – die diese Gesellschaft am Laufen halten. Wir produzieren Waren und Dienstleistungen, kümmern uns um unsere Familien, arbeiten in Verwaltungen usw.
Unsere zentrale Idee dabei ist: Wenn wir uns zusammenschließen, also organisieren, haben wir es in der Hand, die Gesellschaft fundamental zu verändern.
„Nichts“ zu tun kann unsere stärkste Waffe gegen die Verhältnisse sein. So haben Massenstreiks uns den 8-Stunden-Tag gebracht, Frauenrechte durchgesetzt und sogar Regierungen zu Fall gebracht.

Wir gehen am 1. Mai auf die Straße, um den Krisen unserer Zeit gemeinsam entgegenzutreten. Wenn wir uns als Arbeiter*innenklasse organisieren, können wir eine Welt jenseits von Kapital, Patriarchat und Krisen erkämpfen. Wir wollen und brauchen eine soziale Revolution!
Schon auf dem Weg dorthin können wir viel erreichen. Unsere Kämpfe und Themen setzen bei alltäglichen Problemen und Missständen an. Als Anarchist*innen vertrösten wir niemanden auf ein fernes Paradies oder Utopia. Wir kämpfen gemeinsam, im Hier und Jetzt, für die Interessen unserer Klasse.
Damit Ihr leicht Zugang zu unseren Kämpfen findet und Euch entsprechend Eurer Situation anschließen könnt, ist die Demonstration in drei Blöcke unterteilt:

Feminismus:

Ausgehend von der Konfrontation mit alltäglichen Missständen werden wir einen Fokus der Demonstration auf feministische Kämpfe legen. Speziell geht es uns dabei um die Anerkennung von Sorgearbeit.
Um nur einige Beispiele zu nennen, fallen unter den Begriff „Sorgearbeit“ Dinge wie: sich um den Haushalt kümmern, die Pflege von Angehörigen, Kinderbetreuung, Freund*innen und Nachbar*innen helfen, oder einfach Zuhören wenn der/die Partner*in von den Problemen im Betrieb erzählt. Sorgearbeit hat einen enormen gesellschaftlichen Wert, sie bildet die Grundlage unseres Wirtschaftens. Der Haken ist nur, dass sie wie selbstverständlich Frauen und weiblich gelesenen Personen zugewiesen wird. Sie sind es, die diese Aufgaben zu einem großen Teil verrichten – und das oft neben ihrem eigentlichen Beruf! Die Auflösung der traditionellen Geschlechterrollen greift dabei nur dort, wo es der kapitalistischen Gewinnmaximierung nützlich ist: Frauen dürfen zwar heute studieren, arbeiten und Karriere machen, jedoch vorallem in den dafür vorgesehenen, schlecht bezahlten Sektoren und auch nur zusätzlich zur unentlohnten Haus- und Sorgearbeit. Frauen und weiblich gelesene Personen werden somit im Kapitalismus doppelt ausgebeutet.
Mit schmerzhafter Deutlichkeit ist diese doppelte Belastung während der Corona-Krise sichtbar: Frauen übernehmen, wie selbstverständlich, die zusätzliche Hausarbeit, Kinderbetreuung inklusive Homeschooling und dürfen überall dort einspringen, wo der Alltag nicht mehr wie gewohnt funktioniert. So werden stereotype Rollenbilder der Frau als fürsorgend und selbstlos, die wir eigentlich überwinden wollen, erneut reproduziert. Die gesellschaftliche Konstruktion von Geschlechterrollen zeigt sich auch in der Welt der Lohnarbeit. Dort stellen Frauen und weiblich gelesene Personen den überwiegenden Teil der Sorgearbeiter*innen, ob in der Pflege, als Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen oder Reinigungsfachkräfte. Ausgerechnet in diesen Berufen finden wir oft katastrophale Arbeitsbedingungen vor. Unter dem Schlagwort „Pflegenotstand“ legte die Corona-Krise zum Beispiel auf traurige Weise die Missstände in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen offen. Egal ob privat oder öffentlich: So kann es nicht weitergehen!

Wir sehen deutlich, dass Regierung und „Wirtschaft“ kein Interesse daran haben, die Situation zu verbessern. An dem zerstörerischen Kurs der Privatisierungen wird festgehalten, die Gewinne haben Vorrang vor einer angemessenen Gesundheitsversorgung und die paar Euro Coronabonus, die die Ausgebeuteten bekommen, sind ein schlechter Witz. Sorgearbeit muss sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, nicht an Gewinnen!

Der Demonstrationsblock wird von fem:in, der feministischen Initiative Ruhr organisiert. Lernen wir uns am 1. Mai kennen und fordern gemeinsam echte Anerkennung unserer täglichen Sorgearbeit und deren gerechte Verteilung! Fordern wir Anerkennung im Job – und zwar ganz konkret in Form von besseren Arbeitsbedingungen und besserer Bezahlung! Dafür werden wir alle Mittel einsetzen, die uns als Arbeiter*innenklasse zur Verfügung stehen, weil wir wissen: Wir kriegen nichts geschenkt, aber wenn wir uns zusammentun, können wir Alles erkämpfen!

Klassenkampf:

Wenn wir von der Arbeiter*innenklasse sprechen, ist damit natürlich das Konzept des Klassenkampfes eng verbunden. Für uns bedeutet das, dass wir mit den Mitteln von Streik und direkter Aktion für bessere Lebensbedingungen kämpfen. Ganz konkret wollen wir Schluss machen mit miesen und unsicheren Jobs!

Aber wie sind die Jobs eigentlich so mies geworden? Und wie können wir uns organisieren um etwas daran zu ändern? Eine Hauptrolle spielen hier Gewerkschaften. Die DGB-Gewerkschaften setzen sich erst seit Beginn der Corona-Krise wieder, jedoch in nach wie vor unzureichendem Maße, für die arbeitende Klasse ein. Allerdings hat es der DGB in den vergangenen Jahrzehnten nur selten geschafft, den Auswüchsen des Spätkapitalismus tatsächlich etwas entgegenzusetzen, da das Konzept der Sozialpartnerschaft den Betriebsfrieden an erster Stelle stellt. Das Fehlen eines offensiven und kämpferischen Auftretens geht dabei zulasten der Beschäftigten und nicht selten der organisierten Basis, während es sich die Funktionäre auf ihren sicheren Posten bequem machen können. Einen kämpferischen Aufbruch seitens der DGB Basis und seiner Mitgliedsgewerkschaften würden wir dennoch begrüßen und unterstützen.
Dazu kommt, dass die neoliberale Ideologie seit nun mehr als 60 Jahren erfolgreich das Märchen verkauft, dass Leistung und harte Arbeit sich am Ende auszahlen. Immer mehr soll immer schneller produziert werden, damit der Profit maximiert werden kann – nur dass dieser Profit bloß den Chefs dieser Welt zugute kommt und nicht etwa uns Arbeiter*innen.
Mit der aktuellen Inflation steigen nicht nur die Lebenshaltungskosten, sondern die Reallöhne sinken und die Zahl der prekären Jobs wächst. Doch Leistungspropaganda, Vereinzelung und Dauerstress gehören zum Zeitgeist – es wird nach unten getreten, statt sich gegen diese Zustände zu organisieren.

Um nun kämpferischer und erfolgreicher unsere Interessen durchzusetzen, braucht es Gewerkschaften, die das System überwinden statt reformieren wollen – und die gibt es! Zum Beispiel die FAU (Freie Arbeiter*innen Union), oder die IWW (Industrial Workers of the World). Sie verbinden die Vision von einer besseren Gesellschaft mit konkreten Kämpfen für die Arbeiter*innenklasse. Dabei spielt Basisdemokratie und Selbstermächtigung eine große Rolle. Langfristig steht aber eine Demokratisierung der Wirtschaft auf dem Programm. Wir fordern die Selbstverwaltung der Betriebe durch die Arbeiter*innen!

Im Klassenkampf-Block der Demonstration trägt vor allem die FAU ihre aktuellen Kämpfe auf die Straße. Kommt dazu, unterstützt eure Kolleg*innen und lernt die gewerkschaftliche Praxis kennen. Weg mit den miesen und unsicheren Jobs! Kämpfen wir für bessere Arbeitsbedingungen, bessere Lebensbedingungen und selbstverwaltete Betriebe!

Klima:

Der Klimawandel betrifft uns alle! Während Klimaforscher*innen bereits seit den 1970er Jahren vor den Folgen des menschengemachten Klimawandels warnen, findet das Thema erst seit wenigen Jahren Anerkennung im gesellschaflichen Diskurs. Früher lernten wir in der Schule oder im Fernsehen etwas über Treibhausgase und Ozonlöcher, jedoch ohne eine Verbindung zur kapitalistischen Produktions- und Lebensweise herzustellen. Jetzt sehen wir jedes Jahr schlimmere Wetterkatastrophen; und das sogar im eigentlich gemäßigten Klima Mittel- und Westeuropas.

Flutkatastrophen, in denen wir unsere Liebsten oder unsere Wohnung verlieren, kann aber niemand wollen! Extreme Perioden der Trockenheit, die die Lebensmittelpreise in fatale Höhen treiben, kann niemand wollen! Nicht nur hier, sondern grade auch im globalen Süden, werden solche Ereignisse, solche Prozesse aber gerade bitterer Alltag.
Wir müssen diese Entwicklung stoppen und dafür sorgen, dass nicht unterdrückte und ausgebeutete Gruppen wie Indigene, von Kolonialismus Betroffene, Frauen, LGBTQ+ und People of Color für den Klimawandel zahlen müssen, sondern die, die maßgeblich dafür verantwortlich sind: Die herrschende Klasse der Kapitalist*innen! Wir wollen Klimagerechtigkeit!

Bei Klimagerechtigkeit müssen wir davon reden, wer nicht(!) für die globale Erwärmung verantwortlich ist: Es ist nicht die Arbeiter*in, die billige Klamotten in Massenproduktion nähen muss. Es ist nicht der Altenpfleger, der sein Auto für die Arbeit braucht, und es ist auch nicht die Mutter, die ihren Strom aus einem Dieselgenerator bekommt, weil es in ihrer Region kein Elektrizitätsnetz gibt.
Verantwortlich ist die kapitalistische Wirtschaftsweise und deren einzige Profiteure: Die herrschende Klasse. Also die, denen das Land, die Häuser, die Fabriken, die Banken, die Kraftwerke gehören. Die, die sich jeden Tag anmaßen, über unser Leben zu bestimmen und die dabei ohnehin benachteiligte Gruppen von einer Krise in die nächste treiben.

Schluss damit! Wir gehen auf die Straße, um zu zeigen dass wir mit allen Betroffenen des Klimawandels solidarisch sind – in unserer Haltung und mit konkreter Unterstützung.
Wir gehen aber auch auf die Straße, um zu zeigen: Der Kapitalismus hat abgewirtschaftet, es kann so nicht weitergehen! Bauen wir gemeinsam Gesellschaftsmodelle auf, die die Wirtschaft fundamental umgestalten, die Überproduktion von Treibhausgasen stoppen und in der sich alle Menschen vor den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels angemessen schützen können. Auch dieser Block wird von einer Basisgruppe organisiert- dem offenen Klimatreffen Dortmund. Kommt in den Klimablock und lasst uns gemeinsam an der Erreichung und Durchsetzung unserer Forderungen arbeiten. Klimagerechtigkeit jetzt!

Raus auf die Straße, heraus zum anarchistischen 1. Mai!

Du siehst also: Es gibt viele Ansätze, um die Welt zu deinem Vorteil zu verändern. Was es dafür braucht, ist Organisation, Entschlossenheit und ein bisschen Mut.
Unsere Forderungen und dieser Aufruf sind wie gesagt kein Selbstzweck. Es ist dringend notwendig, jetzt den Kampf aufzunehmen und sich zusammen zu tun.

Der aktuelle Krieg in Europa, die steigenden Preise, die Abgrenzungen auf dem Arbeitsmarkt und eine brennende Erde zeigen uns nämlich ganz deutlich eine Sache: Wenn wir uns nicht selbst helfen, wird uns niemand helfen. Nicht die Regierung und erst recht keine rechten Populist*innen, die uns nur tiefer in Krieg und Krisen treiben.

Die angemessene Antwort heißt: Organsierter Klassenkampf, Feminismus und Klimaprotest! Freiheit und Selbstverwaltung! Gegenseitige Hilfe! Heraus zum anarchistischen 1. Mai 2022, 16 Uhr Westpark, Dortmund!